… und plötzlich kam die E-Mail mit dem Betreff “Silke fliegt auf die Philippinen”. Ich war außer mir vor Freude, dass wir gemeinsam mit Little Lights Studio, für die Firma Greiner ein neues spannendes Projekt umsetzen dürfen. Meine Vorstellung war: „Silke steht jeden Morgen auf und steht mit einem Cappuccino am weißen Sandstrand und macht inmitten von Palmen einen Film über saubere Strände“.  Klang wunderbar. Diese Vorstellung wurde jedoch gleich verworfen, als wir gemeinsam mit unserem Kunden Greiner tiefer in die Materie einstiegen.

 

Greiner produziert Plastikverpackungen. Warum? Ganz einfach, „unsere“ Welt würde ohne Plastik nicht richtig funktionieren. Ich habe gelernt, dass Plastik per se nicht automatisch schlecht ist. Wenn man es richtig entsorgt, kann Plastik wunderbar recycelt werden und wird zum Wertstoff. Gerade bei uns in Europa funktioniert das eigentlich ganz gut, da wir wunderbare Müllentsorgungsfirmen haben, die dafür sorgen, dass wir hier ein schönes, sauberes Leben führen können und auch als Bevölkerung gut aufgeklärt sind, wie man mit Müll umzugehen hat. Leider gibt es das nicht überall auf der Welt und die Philippinen gehören zu den drittstärksten verschmutzten Ländern der Welt. Hier treffen drei große Brocken aufeinander:

  1. Die Meeresströmung ist hier so stark, dass der Plastikmüll der ganzen Welt angeströmt wird.
  2. Es gibt keine gut funktionierende Müllentsorgungsfirmen wie z.B. in Österreich.
  3. Hier herrscht leider große Armut, sodass es auch nicht genug Gelder für ein funktionierendes System gibt. Sei es für die Müllentsorgungsfirmen, aber auch für die Aufklärung bei der Bevölkerung, wie man am besten mit (Plastik-)Müll umgeht.

Basierend auf dieser Problematik wurde die Organisation Plastic Bank gegründet. Plastic Bank kämpft weltweit für saubere Strände und Meere, damit unsere Umwelt weiterhin so gut funktioniert, wie wir es gewohnt sind. Und was haben Greiner und wir damit zu tun? Greiner unterstützt die Plastic Bank in Manila und wir haben das ganze gefilmt. Gerade wir in Österreich können uns kaum vorstellen, wie es sich auf der anderen Seite der Welt, fernab vom Tourismus, abspielt. Greiner hat den ersten Schritt gemacht und möchte mit einem Film darauf aufmerksam machen, dass sich hier vielleicht noch weitere Firmen anschließen können um dafür zu sorgen, dass es in ärmeren Ländern, auch wieder gleich sauber, wie bei uns, werden kann. Und genau mit dieser Vision sind wir gemeinsam mit Greiner nach Manila geflogen.

Jetzt hatte ich doch schon einige Drehs in meiner Karriere erlebt und war trotzdem die Woche vor Abflug plötzlich ziemlich nervös. Denn einen Auslandsdreh in den Slums von Manila hatte ich vorher noch nicht erlebt. Nach etlichen Checks, ob wir eh alles gut vorbereitet hatten, ging es also Sonntagabend, 10. November, in Wien los.
In den 17h Reisezeit lernten wir nicht nur das Entertainment Programm von Emirates und den Flughafen von Dubai gut kennen, sondern auch wir als Filmteam, wuchsen nochmal besser zusammen, was gerade für einen Dreh in dieser Ausnahmesituation sehr wichtig ist. Was wir gleich gelernt haben? Wir haben uns wohl etwas zu verrückt mit Zoll und Einreise vorab gemacht. Denn weder der Zoll noch die Polizisten beim Immigrationpoint am Flughafen in Manila interessierten sich großartig für uns. Darüber haben wir uns jetzt nicht weiter beschwert und sind glücklich zum Hotel gefahren. Ich war ein paar Monate zuvor erst in New York und die Fahrt bei Nacht ins Zentrum von Manila erinnerte mich etwas daran. Hochhäuser, viele Lichter, eine Skyline, alles was das Großstadtherz begehrt, gab es hier. Ich konnte mir im dunklen noch gar nicht vorstellen, dass hier Armut herrscht, da es durch die ganzen Lichter wie das glamouröse New York wirkte. Sollte der Dreh doch nicht so schlimm werden? Auch vom angekündigten schlimmen Verkehr merkte man gegen halb 12 nachts nichts. Im Hotel angekommen, bezogen wir alle unsere 5* Zimmer und sind mit einem guten Gefühl eingeschlafen.

Tag 1 in Manila:

Wir sind in unserem Luxushotel aufgewacht, haben ein köstliches Frühstück bekommen, hatten ein produktives Kickoff-Manila-Meeting gemeinsam mit unserem Kunden Greiner und nach einem guten Lunch, lernten wir dann die ersten Mitglieder von der Plastic Bank kennen. Auch hier waren wir sehr positiv überrascht: Weltoffene, gebildete „Kollegen“ standen uns gegenüber mit perfektem Englisch. Also ging es mit dem Shuttle nach Baseco Beach und schon sind wir aus unserer Blase immer weiter rausgefahren. Das verrückte Treiben des angekündigten Manila Verkehrs holte uns ein und wir haben für 7km sage und schreibe 2h Anfahrt gebraucht. Auch veränderten sich die Straßen plötzlich zu holprigen Wegen und die Hochhäuser der Stadt zu kleinen Hütten aus Stein oder Wellblech. Noch nie hatte ich vorher so einen krassen Gegensatz zwischen Arm und Reich gesehen. Wir fuhren „über Stock und Stein“ durch die engen Gassen der Baseco Beach Community, Kinder klopften gegen das Auto, Erwachsene starrten hinein und ich war heilfroh, dass die Scheiben des Autos stark verdunkelt waren. Mein beruhigtes Gefühl von der Einreise wurde langsam zu einem mulmigen Gefühl und ich hatte ehrlicherweise etwas Respekt davor hier auszusteigen. Die echten Bilder von den Straßen der Slums waren in der Realität schockierender als man sich das je, durch gezeigte Bilder, hätte vorstellen können. Naja, hilft ja nichts, Auftrag war es, gerade DAS der Welt zu zeigen, dass hier wirklich etwas getan werden muss. Also stiegen wir aus dem klimatisierten Auto aus und die Hitze, Schwüle und der Gestank holte uns binnen Millisekunden ein. Und nicht nur das: Kinder rannten auf uns zu, weil sie wahrscheinlich Menschen, wie uns, vorher noch nie gesehen hatten. Neugierig schauten sie uns an und noch neugieriger zu unserem Equipment. Anfangs klammerte ich jegliche Wertgegenstände noch an meinem Körper fest, wenig später merkte ich aber, dass ich mich gar nicht mehr unwohl fühlte. Trotz dieser unglaublichen Armut, die uns hier einholte, waren die Menschen glücklich, haben gelacht und Scherze mit der Kamera gemacht. Wir wurden meiner Meinung nach herzlich empfangen und durften tolle Aufnahmen vom ersten Collection Center machen.

Kurz nochmal zur Erklärung, was die Plastic Bank macht: Die Plastic Bank aktiviert Menschen aus den Slums, Plastik in ihrer Umgebung zu sammeln. Dieses Plastik wird dann gewogen und für die gewogene Menge bekommt man Geld. D.h. hier wird also nicht nur für saubere Strände/Gassen gesorgt, sondern auch für die Resozialisierung der Slumbewohner. Die Personen, die das Plastik sammeln und sortieren nennt man Collector und der Standort, wo das Plastik gewogen, sortiert und gesammelt wird, nennt man Plastic Branch oder Collection Center.

Nach dem ersten Eindruck des ersten Centers und den ersten Aufnahmen fuhren wir dann in Begleitung von Plastic Bank Mitarbeitern zum wirklichen Baseco Beach. Hier standen wir nun wortwörtlich mitten im Müll. Der Beach war kein Beach – das war einfach eine Fläche am Wasser, die voller Müll war. Niemals würden wir hier einen Urlaub verbringen, wie man es sonst von den Philippinen kennt.

Niemals würden wir hier schwimmen gehen oder Zeit am Strand verbringen. Die Bewohner der Slums sehen das anders. Das ist ihr zu Hause. Kinder spielten am Müllstrand und die Bewohner schwammen im verdreckten Meer. Für uns kam hier das Mückenspray zum Einsatz, denn es wimmelte von Fliegen, Ameisen und Mücken.Nach ein paar Landschaftsaufnahmen am Meer, ging es für uns rein in die nächste Community. Wir dachten die erste Community war schon krass, aber die zweite Community bestand aus Lehmboden, Lehmhütten und noch mehr Armut. Was wieder bemerkenswert war: Jeder grüßte uns mit einem freundlichen „Hellooooo!“ und Kinder gaben uns freudig Highfive. Unser mulmiges Gefühl verschwand. Hier wurden wir zu einem weiteren Collection Center geführt und lernten die Managerin des Centers und zwei ihrer Mitarbeiterinnen kennen. Wir hatten einige Interviews vorbereitet, mit denen wir nun starten konnten. Und genau hier entstanden unsere ersten emotionalen Momente. Als die Menschen uns hier von ihrem Leben erzählten, bekam ich sofort Gänsehaut am ganzen Körper, mir wurde schlecht und als plötzlich eine Collectorin in Tränen ausbrach, sind auch mir die Tränen runtergetropft. Da standen wir nun, mitten in den Slums, es war heiß, es stank, die Mücken schwirrten um uns herum, kranke Hunde und Katzen überall und Menschen in zerrissener, dreckiger Kleidung standen vor uns und erzählten uns, dass ihre einzige Aufgabe des Tages war, sich Essen kaufen zu können. Puh… das war hart. Wir kamen uns auch ehrlicherweise etwas doof vor: Die westlichen, gut situierten Menschen, die die Kamera auf die Armen hielten, als wäre man in einem Zoo. Der Vergleich ist krass, beschreibt es aber sehr gut. Nach zwei guten Interviews und einem, das wir aufgrund der Tränen, abbrechen mussten, kehrte die Dunkelheit ein und wir stiegen ins Auto, brauchten für 7km wieder 2h und hatten in dieser Zeit einiges zum Verarbeiten. Keine leichte Kost, auf die wir uns hier eingelassen haben. Und da standen wir nun 2h später wieder im puren Luxushotel und schätzten die saubere Dusche und das saubere Bett 1000 Mal mehr als zuvor. Nach einem Abendessen am Hotel Buffet, erkundigten wir noch die Rooftop Bar und sahen die Megacity Manila im 360 Grad Blick. Skylines in alle Himmelsrichtungen – New York war nichts dagegen. Wir bemerkten immer mehr, diese große Spanne zwischen Arm und Reich in diesem Land. Diese vielen Eindrücke gehörten verarbeitet und wir gingen bei Zeiten ins Bett.

Tag 2 in Manila:

03:15 Uhr klingelte der Wecker. Sonnenaufgangsaufnahmen für den einen, ein ganz normaler Arbeitstag in Manila, für den anderen, begann. Denn zwischen 4 und 5 Uhr beginnt hier ein Collector Plastik zu sammeln, damit er danach noch seinen Zweit- und Drittjob ausüben kann (wie z.B. Knoblauch waschen und pulen). Ein Arbeitstag hat hier, nicht wie bei uns in Europa, einen 8h Tag, sondern hier gilt es: So viel wie möglich zu arbeiten, um die 10 Kinder, Oma und Opa, Enkel und Urenkel, ernähren zu können. Wir fuhren zum nächsten Collection Center, wo wir auf Marylin trafen. Eine Powerfrau sondergleichen. Sie war eine der Collectors, die jeden Morgen, noch im dunklen, den Müll in ihrer Community einsammelte und uns dabei erklärte, dass sie das nur stärker macht. Wer hier müde war? WIR! Nicht aber die Collectorin. Wir kamen uns vor, wie richtige Weicheier, als wir ihr kaum hinterherkamen, weil sie so ein Tempo vorlegte. Während sie, wie jeden Morgen, an einer stark befahrenen Straße, den ersten Müll sammelte, keinerlei Angst vor irgendwas hatte, sind wir mit den Kameras und dem Tongerät hin und her gesprungen, um nicht überfahren zu werden. Ich glaube, sie belächelte uns etwas – zurecht! Uns begleitete wieder jemand von der Plastic Bank Organisation und es herrschte hier zwischen Organisation und Collectorin eine wirklich warme Herzlichkeit. Sie umarmten sich, wussten was gegenseitig im Leben so passiert und es wirkte sehr freundschaftlich. Die Collectorin zeigte uns voller Stolz ihr Haus, während wir durch die dunklen, engen Gassen der Community mit dem Equipment spazierten und Blicke von allen Seiten einfingen. Hier war schon nicht mehr so viel Herzlichkeit uns gegenüber. Ich grüßte einen Supermarktbesitzer, weil ich dachte, freundlich und offen sein zu müssen, dieser grummelte mich jedoch mit bösem Blick an. Es wurde also schwieriger mit offenen Augen durch diese Community zu spazieren, um möglichst viele Eindrücke einzufangen. Wir blieben immer als Team zusammen – keiner durfte alleine losziehen. Das machte es für Aufnahmen ohne Filmteam drauf schon schwieriger. Nachdem wir ihr Haus sahen, das ca. 15qm groß war (für 10 Kinder und Hund), brachte sie uns vor zum Strand und hier kam wieder das große Plastikerwachen. Der Pasig River lag vor uns, gebettet in einem Plastikmeer, Wellblechhütten, kranken Tieren, vielen Fliegen und einem Gestank aus Dreck, Hundescheiße und verbranntem Plastik. Es war wirklich beschämend für die Menschheit. Marylin, unsere Collectorin, erzählte uns, dass sie hier vor 20 Jahren noch schwimmen konnte. Das alles war früher Handelszone mit vielen Arbeitsplätzen. Heute war es nur noch Slum und ein Plastikmeer, das den Menschen, dank u.a. Plastic Bank, ein neues Einkommen schaffte. Sie erzählte uns, dass es gerade wenig Plastik zu sammeln gibt, weil der Bürgermeister erst Geburtstag hatte und Die Community deswegen gerade alles sehr aufgeräumt hatte. Ich wollte gar nicht wissen, wie es wohl aussieht, wenn es nicht „aufgeräumt“ ist. Es war unglaublich dreckig und bedrückend!
Wir durften sie wieder interviewen und sie erzählte uns ihre Lebensgeschichte. Wieder kamen die Gänsehautmomente und Tränen in den Augen – beim Filmteam, Collectorin und Plastic Bank Mitarbeitern. Das musste man mal verarbeiten… Aber wieder war anzumerken, es waren zwar immer komische Situationen, aber wir fühlten uns plötzlich nicht mehr in Gefahr! Die Bewohner merkten schnell, dass wir nichts Böses wollten und wir waren im Grunde willkommen. Wenig später kamen wir in einen etwas besseren Stadtteil. Hier standen wir 15min alleine, ohne Begleitung eines Locals und das waren die schlimmsten 15min des gesamten Drehs. Hier wurden wir sofort von Bettlern umkreist. Langsam merkten wir, dass wir uns nur so sicher fühlten, weil uns rund um die Uhr wer von der Plastic Bank begleitete. Warum die Plastic Bank so gern gesehen war? Weil sie der Bevölkerung Mut und Perspektive gibt. Ein wirklich tolles Projekt, das viel mehr Beachtung haben sollte. Sie sorgen nicht nur dafür, dass die Strände in Manila wieder sauberer werden, sondern dass die Einwohner einen Job haben, sich Essen (Reis) leisten können und ihnen ab und zu Mahlzeiten und Kleidung geben.
Im weiteren Tag führten wir Interviews mit der Plastic Bank, Greiner und begleiteten die Eröffnungsfeier des neuen Collection Centers, von dem Greiner Partner wurde. Beim Mittagessen erklärte uns das Plastic Bank Team, dass wir am Vortag und am heutigen Tag, in den gefährlichsten Gegenden Manilas waren. Gut, dass wir das erst danach erfuhren. Wir wollten ursprünglich am nächsten Tag nochmal alleine zum Baseco Beach für Drohnenaufnahmen, hier sind jedoch alle sofort aufgesprungen und haben uns nochmal Begleitschutz organisiert. Da waren wir wohl etwas zu gutgläubig. Man lernt nie aus! Memo an uns selbst: Bitte niemals alleine mit Equipment in solchen Gegenden Aufnahmen machen!

Nach einer gelungenen Eröffnungsfeier in einer 40 Grad heißen Halle, Interviews im Auto und Müllstrandbegehungen später, ging es dann 15h später zurück ins Hotel. Für uns quasi Feierabend, für die Bewohner der Community noch lange nicht. Hier wurde noch immer Knoblauch zum Verkauf gewaschen und gepult.
Am Abend waren wir dann noch mit der Plastic Bank essen und wir sahen wieder, dass im Stadtteil Makati das ganz normale Großstadttreiben herrschte. Die Restaurants boomten, der Verkehr platzte und wir hatten alle möglichen Speisen auf dem Tisch stehen. Was wir da alles gegessen haben, wollten wir lieber nicht wissen – manchen hat‘s geschmeckt, manchen weniger 😉

Ein langer, aber spannender Tag ging in einer wirklich lustigen Runde zu Ende. Das war bitter nötig, nach dem ganzen Leid vom Tag.

Tag 3 in Manila:

Tag 3 fing für das Filmteam mal etwas später an – endlich etwas Schlaf J nach einem ausgiebigen Frühstück ging es um 9 Uhr nochmal zu Baseco Beach. Was anstand? Drohnenshots! Zu beachten ist, dass man für Drohnenshots auf den Philippinen keine Genehmigung braucht, sondern einen Supervisor. Einen Drohnenprofi, der dich bei den Aufnahmen begleitet, aber nur neben dir steht und schaut, dass „die Luft rein ist“. Ob man mit der reinen Luft Flugzeuge, Vögel, Hubschrauber meint, oder an Land keine Polizei, sei jetzt mal dahingestellt 😉 Der Herr kostete umgerechnet 200Euro und war aber wirklich eine super Begleitung. Er sprach mit der Strandwache für uns und ließ uns nicht aus den Augen. Denn mit einer Drohne, zogen wir natürlich noch mehr Aufmerksamkeit auf uns. Plötzlich waren wir umzingelt von Kindern. Das machte das Starten und Landen etwas schwierig, aber die strahlenden Augen der Kinder machten das wieder wett. Hier bekamen wir wahnsinnige Aufnahmen des Plastikstrandes mit dem Hintergrund der Skyline Manilas. Es war ein wirklich guter Dreh, da wir hier auch an einem bereits sauberen Strand waren. Man hat also wirklich erste Ergebnisse der Plastic Bank gesehen.
Und nach der guten Stimmung kam mein persönlicher Tiefpunkt. Meine Beine waren plötzlich komplett zerstochen, ich bekam panische Angst irgendwelche Krankheiten mit nach Hause zu schleppen und eigentlich wollte ich nur noch heim und ich dachte mir „love my Job #not“. Man lernt bei so einem Dreh aber ziemlich die Zähne zusammenzubeißen und ich musste mich daran erinnern, dass das wirklich keine Sorge ist, im Gegensatz zu den Sorgen, die die Leute hier haben.  Schließlich konnte ich mich am Abend wieder in meinem Hotel duschen, mich mit Fenistil einschmieren und wenn es Malaria sein sollte, könnte ich das wieder in Österreich behandeln lassen – davon können andere nur träumen.
Am Nachmittag machten wir dann noch eine Flussfahrt am Pasig River mit der WKO Austria. Hier kamen wir zu grandiosen Landschaftsaufnahmen und wirklich tollen Interviews. Wir fuhren auch am Regierungssitz des Präsidenten vorbei. Wir durften aber ca. 1km davor und 1km danach nicht mehr filmen. Erstaunlich war, dass der Präsident in einem hypermodernen weißen Haus lebt, mit dem Boot jeden Morgen ins Büro fährt und einen eigenen Golfplatz im Garten hat. Keine Spur vom Leid „seiner“ Bevölkerung. Nach einer 3 stündigen Fahrt auf dem Wasser, immer in Begleitschutz der Wasserpolizei, kamen wir wieder in Makati an, dem Stadtteil, wo unser Hotel war. Wir hatten ein riesen Glück und einen gigantischen Sonnenuntergang mit einem Farbenspiel, von dem wir in Österreich nur träumen können. Ich war so glücklich, dass das Kamerateam sich auf jegliche Gegebenheiten wunderbar einstellte und wir gemeinsam jede tolle und traurige Stimmung einfingen. Wir erlebten wohl Manila wie es leibt und lebt und nicht nur den touristisch verblümten Blick auf die Philippinen.
Am Abend war es dann so weit. Wir hatten das erste Mal etwas Freizeit und konnten den Pool im Luxushotel genießen. Hier schwamm man über der Straße, mit Blick auf die Straße, im Hintergrund die schicke Skyline und Lounge Musik. Und wieder: Der Gegensatz zwischen Arm und Reich war unglaublich. Ein Land mit so vielen Facetten. Später waren wir noch auf der Rooftop Bar und das Designer-Markenspiel zwischen Louis Vuitton, Chanel & Co war im vollen Gange. Hier waren wohl wir, als westliche Menschen, die armen Schlucker. Waren wir hier die einzigen, die das Leid gesehen hatten?
Ich persönlich war kurz davor meinen Job in Österreich zu kündigen, um auszuwandern und Gutes zu tun…. Mit vielen Gedanken im Kopf ging es dann wieder ins Bett.

Tag 4 und letzter Tag in Manila:

Puh, wir waren langsam echt müde, fertig und überflutet von Eindrücken, psychisch war das kein leichter Dreh. Dennoch waren wir zufrieden und stolz, da wir wirklich tolle Aufnahmen im Kasten hatten und unsere monatelange Vorplanung wirklich gut aufgegangen war. Was wir am letzten Tag noch gemacht haben? Wir haben noch ein paar Stadtaufnahmen des Treibens im Luxusmanila aufgenommen, um alles an Schnittbildern zu haben, was wir eventuell gebrauchen könnten. Schließlich kämen wir für einen Nachdreh nicht mehr so schnell zurück. Gesagt getan und dann ging es auch schon zurück zum Manila Airport. Natürlich 5h vorher, da wir ja allein 2h für die 5km Fahrt brauchten. Am Flughafen angekommen, zitterten wir wieder, dass wir eh mit dem ganzen Equipment durch jegliche Sicherheitskontrolle und Zollbestimmungen kommen, aber es war wieder leichter als gedacht und wir waren innerhalb von 1h mit doppelten Security Check, einchecken und Passkontrolle durch. Mein Highlight: Bei der Passkontrolle sagte der Polizist plötzlich grinsend „Oh, I remember you!“ und ich habe wirklich laut zu lachen angefangen. Um mich herum schauten sich schon alle um, warum ich bei der Passkontrolle was zu lachen habe. Ob das nun gut oder schlecht war, werden wir wohl nie erfahren 😉
18h und eine Menge Flugzeugessen später, kamen wir Samstagnachmittag wieder in Wien an und alles wirkte so surreal, als wir das unserer Familien und unseren Freunden erzählten. Als würde man von einem Film erzählen.

Mein Fazit:

Eine wahnsinnig tolle Erfahrung, die wirklich jeder mal erleben sollte bzw. es manchen Menschen mal guttun würde, sowas zu erfahren. Es hat ein gewisses Umdenken in meinem Kopf stattgefunden und ich hoffe wirklich, dass ich das beibehalte und nicht wieder in mein westliches Denken so schnell zurückfalle und als größte Sorge habe, ob ich mir ein Auto kaufen soll oder nicht.
Man kann an so einer Aufgabe, so einen Dreh zu verwirklich, nur wachsen – an beruflicher und menschlicher Erfahrung!