Am Dienstag solidarisierten sich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt unter dem Hashtag #BlackOutTuesday nicht nur mit den Protestierenden in den USA, sondern mit Menschen, die auf der ganzen Welt unter strukturellem Rassismus leiden. Unter anderem mit dem Effekt, dass wir statt der gewohnten #foodinspo und #fitnessgoals einen Tag lang schwarz auf FB, Instagram und Twitter gesehen haben. Ist das der Protest des 21.Jahrhunderts?

Ein Like oder ein Post verändert nicht die Welt?

Mal eben das Profilbild ändern, hier einen Like für wichtige Themen. Zynisch könnte man sagen: Das verändert doch nichts.

„Slacktivism“ nennt sich das dann und bedeutet so viel wie „Fauler Aktivismus“. Denn so ein Post ist ja schnell einmal gesetzt. Auf die Straße gehen, sich gegen Ungerechtigkeit auflehnen und Institutionen und Unternehmen boykottieren, die diese fördern – das bewegt etwas. Aber ist „Slacktivism“ per sé dann faul?

Nein. #MeToo hat bereits bewiesen, dass ein Hashtag die Gesellschaft verändern kann. #BlackoutTuesday setzt nun neue, wichtige digitale Fußspuren.

Denn ob nun auf der Straße oder in den sozialen Netzwerken: Demonstrationen sind dazu da, um ausdrucksstarke Bilder zu erzeugen und nirgends sind diese in der Masse so sichtbar, wie im Internet.

Umso wichtiger also, dass die, die Reichweite haben, mitziehen. Prominente und Marken haben globalen Einfluss – nicht nur auf ihre Followerschaft, sondern auch auf ihre MitarbeiterInnen und andere Marken. Sie sind die Vorbilder, die „Influencer“ die andere wirklich in ihrem Denken beeinflussen können.

Besteht der Protest des 21 Jahrhunderts also aus Hashtags?

Damit „Slacktivism“ eben nicht faul ist, braucht es dann aber doch mehr als nur den gelegentlichen Like für die gute Sache. Was es braucht – für Unternehmen, genauso wie für uns alle – ist es ehrlich zu reflektieren. Wie stehe ich, oder mein Unternehmen, zu diesem Thema? Und was will ich nach außen transportieren? Diese Fragen lassen sich besonders in der digitalen Welt auf einen Punkt zurückführen: Authentizität! Was auf digitale Aktionen dann folgen muss, sind echte Schritte um Rassismus, Ungerechtigkeit und Missstände zu beenden.

Denn vielleicht verändert ein Hashtag nicht gleich die Welt, aber ehrlich gemeint, ist es ein Versprechen, dass soziale Ungerechtigkeit nicht toleriert wird.

Wo beginnt Verantwortung für Facebook, Instagram und Twitter?

Vor einer ganz anderen Herausforderung stehen momentan Social Network Gründer wie Mark Zuckerberg und Jack Dorsey. Wie platziere ich mein Unternehmen in der Diskussion, wenn die Diskussion dort stattfindet?

Die Antwort darauf, bekamen wir durch das Entfant Terrible des Twitterverse: Donald Trump.

Auslöser war ein von Trump abgefeuerter Tweet, der auch auf seiner Facebook-Seite gespiegelt wurde. Darin reagierte der US-Präsident auf erste Ausschreitungen in Minneapolis nach dem Tod von George Floyd: „Wenn Plünderungen beginnen, wird geschossen“ – „when the looting starts, the shooting starts“, hieß es darin. Besonders heikel? Mit diesen Worten hatte 1967 der damalige Polizeichef von Miami ein hartes Vorgehen gegen die schwarze Bevölkerung angekündigt.

Weniger als 2 Stunden später reagierte Twitter: Trumps gewaltverherrlichender Tweet verstoße gegen die Twitter Richtlinien. Aufgrund des öffentlichen Interesse, bleibt er allerdings weiterhin sichtbar.

Selber Post – Was macht Zuckerberg? Nichts…

und dafür erntet er jetzt Unmut seiner MitarbeiterInnen.

 

„Ich bin ein Facebook-Mitarbeiter, der überhaupt nicht mit der Entscheidung von Mark einverstanden ist, nichts gegen Trumps jüngste Beiträge zu unternehmen, die ganz klar Gewalt anheizen“, – Produktdesigner Jason Stirman.

Einige MitarbeiterInnen sollen am Montag sogar die Arbeit aus dem Homeoffice niedergelegt haben.

Mark Zuckerberg rechtfertigt sich mit seiner Rolle als CEO:

„Auch wenn mir solche spaltende und aufwieglerische Rhetorik persönlich widerstrebt. Es ist meine Verantwortung, nicht nur persönlich zu reagieren, sondern als Chef einer Institution, die sich der Redefreiheit verschrieben hat.“

Laut der Online-Publikation „Axios“ hat Zuckerberg außerdem auch noch mit dem Präsidenten telefoniert, dort hat der Facebook Gründer noch einmal betont, in was für eine schwierige Position seine Wortwahl Facebook bringe.

Letztendlich bleibt es den beiden CEOs selbst überlassen, wie sie ihre Netzwerke führen wollen. Redefreiheit vs. soziale Verantwortung? Keine leichte Entscheidung – vor allem wenn die Welt gerade schwarz sieht.